Existenzsichernde Löhne

Ein existenzsichernder Lohn geht, im Gegensatz zu dem in der Regel gesetzlich vorgegebenen Mindestlohn, über die landesspezifischen Empfehlungen oder Vorgaben hinaus. Insbesondere in vielen High-Risk liegt der Mindestlohn oft unter der Nationalen Armutsgrenze – die Weltbank definiert diese aktuell bei 2$ pro Tag und Person. Das Problem ist vielenorts, dass die Mindestlöhne von Staaten selbst vorgegeben werden und sich oftmals nicht an den tatsächlichen Grundbedürfnissen orientieren. Existenzsichernde Löhne hingegen orientieren sich an den tatsächlichen Kosten für die Faktoren Lebensmittel, Wohnen, Transport und sehen zusätzlich eine 10% Marge für andere Ausgaben vor, wie Bildung, Gesundheit, Kleidung usw. Die Berechnungen beziehen sich dabei auf einen Vollzeitlohn ohne Überstunden und orientieren sich an den Ausgaben für eine vierköpfige Familie. Als Beispiel liegen die Lohngrenzen in Indien für eine Person aktuell wie folgt (1 Indische Rupie (INR) ≈ 0,014 €):
• Nationale Armutsgrenze/ Monat: INR 1430
• Mindestlohn (niedrigster)/ Monat: INR 4160
• Existenzsichernder Lohn (niedrigster)/ Monat: INR 8210
• Existenzsichernder Lohn 2+2 Familie/ Monat: INR 13600

Unser Beitrag

Zur Sicherstellung der angemessenen und vertraglich vereinbarten Konditionen hat hessnatur ein spezielles Monitoringsystem entwickelt, das im Sozialbericht von hessnatur genauer erläutert wird. Als Mindestbedingung wird die Einhaltung der gesetzlichen oder für die Industrie geltenden Mindestlöhne verlangt – mit der Prämisse, dass die Grundbedürfnisse der Arbeitnehmer und ihrer Familien durch den Lohn gedeckt werden und darüber hinaus ein Betrag zur freien Verfügung inbegriffen ist. Zudem sind unrechtmäßige Kürzungen der Gehälter sowie finanzielle Strafmaßnahmen nicht gestattet. Alle Arbeitnehmer müssen vor Vertragsunterzeichnung über sämtliche Lohnbedingungen informiert werden. hessnatur fragt die Löhne bei den Produktionspartnern über detaillierte Fragebögen und Audits ab. Zum Beispiel liegen die bei chinesischen Partnern gezahlten Löhne weit über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Da die Angaben zu Löhnen und Gehältern jedoch den Datenschutzbestimmungen unterliegen, kann hessnatur hierzu keine genaueren Angaben veröffentlichen. Als Teil des hessnatur Monitoringsystems für Sozialstandards wird auf die Zahlung von existenzsichernden Löhnen in weiteren Betrieben hingearbeitet, was ebenfalls im jährlichen Brand Performance Check durch die Fair Wear Foundation (FWF) überprüft wird. Zudem sind wir dem FWF Living Wage Incubator beigetreten, um die Arbeit an dem Thema im Austausch mit anderen FWF Mitgliedsmarken weiterzuentwickeln.

Schon gewusst...

• Bundeszentrale für politische Bildung zur „Kostenstruktur in der deutschen Bekleidungsindustrie“: „…Beispielsweise liegen … rund 52% Lohnkosten gemessen am Umsatz vor. Dort wird auch deutlich, dass bei einer in der Regel ins Ausland ausgelagerten Lohnfertigung nur Kosten in Höhe von 9% des Umsatzes anfallen…“


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