Fakten zu Bio-Leinen

#Nachgefragt

Die Vorzüge von Leinen als Naturfaser

Leinen ist nicht nur angenehm auf der Haut, sondern auch äußerst funktional: Die heimische Naturfaser ist von Natur aus antibakteriell, schmutzabweisend und robust. Dabei kühlt Leinen auch bei größter Sommerhitze zuverlässig, weil es bis zu 35% seines Eigengewichts an Luftfeuchtigkeit aufnimmt und wieder an die Umgebung abgibt.

Beeindruckend ist: Je nach Verarbeitung zeigt sich die Faser von einer ganz anderen Seite. Mit Alpaka gemischt entstehen weiche Pullover, mit Bio-Baumwolle verwebt erhält man lässige Hemden und als innovativer Leinenstrick wird sie zu elastischen Kleidern und Shirts. Doch auch traditionell gewebtes Leinen hat seinen festen Platz in unserer Kollektion. Warum dieses die Umwelt schützt und vieles mehr beantworten euch unsere Experten der Corporate Social Resonsibility im Interview.

  • Was ist Leinen?

    Leinen wird aus den Stängeln der Flachspflanze (Linum usitatissimum) gewonnen und ist eine
    der ältesten heimischen Kulturpflanzen. Als nachwachsender Rohstoff ist Leinen natürlich auch kompostierbar.

  • Was ist die besondere Eigenschaft der Leinenfaser?
    Leinen zeichnet sich durch hervorragende Trageeigenschaften, d.h. Leinen - ist atmungsaktiv und fühlt sich immer frisch und kühl an - nimmt Feuchtigkeit schnell auf und gibt sie auch rasch wieder an die Umgebung ab - hat einen festen Griff und eine sehr gute Strapazierfähigkeit - neigt nicht zur elektrostatischen Aufladung - ist wenig schmutzanfällig und nicht flusend Charakteristisch für Leinenmaterial ist der „Edelknitter“, denn auf Grund ihrer geringen Elastizität knittert die Leinenfasern gern.
  • Woher stammt die Leinenfaser, die hessnatur verarbeitet?
    Flachs wird in kühlen bis gemäßigten Klimazonen wie Nordeuropa angebaut und gilt daher als heimische Kulturpflanze. Für die hessnatur Kollektionen wird Leinen in der Regel aus Frankreich, Italien, den Niederlanden und aus dem hessnatur Anbauprojekt für Bio Leinen in Deutschland/Hessen bezogen.
  • Warum ist diese Faser besonders für den Frühling/Sommer geeignet?

    Auf Grund Ihrer von der Natur gegebenen Eigenschaften ist die Leinenfaser eine ideale Sommerfaser. Sie wärmt geringfügig, fühlt sich frisch und kühl an und trocknet schnell.

  • Was macht die Bio-Leinen-Qualität von hessnatur aus und was unterscheidet sie von herkömmlichen Leinenfasern?
    Nur der kontrolliert biologische Anbau von Flachs schließt die Verwendung von Agro-Chemikalien aus. Die wichtigsten Unterschiede liegen im Einsatz von Chemikalien während Wachstum (Pestizide) und Röste (Lösungsmittel für Pektine). Werden die Leinfasern sehr lang, sind sie außerdem grob und schlecht zu verarbeiten. Im konventionellen Anbau werden deshalb wachstumshemmende Chemikalien eingesetzt. Nach dem Raufen (Raufmaschinen ziehen die Halme ganz mit der Wurzel aus dem Boden) werden die Flachsstängel zur Röste (Nachreife auf dem Feld) liegengelassen. Durch die Einwirkung von Feuchtigkeit beginnt dabei.
  • Wie lange dauert es, bis aus dem Samen die fertige Faser entsteht?

    Nach der Aussaat im Frühjahr braucht der Flachs ungefähr 100 Tage bis er erntereif ist. Direkt im Anschluss daran beginnt der Gewinnungsprozess. Theoretisch könnte im Herbst die Faser zur Verfügung stehen.

  • Wie genau wird die Faser hergestellt?

    Ist der Flachs erntereif, ziehen Raufmaschinen die ganzen Halme mit der Wurzel aus dem Boden. Danach werden die Flachsstängel zur Nachreife auf dem Feld liegen gelassen. Durch die Einwirkung von Feuchtigkeit beginnt dabei ein Zersetzungsprozess, der später die gute Trennung der Fasern von den holzigen Bestandteilen des Stängels ermöglicht. Nach der Trocknung der Stängel werden die Fasern von den übrigen Bestandteilen getrennt.
    Dies geschieht durch einen mechanischen Prozess, das Schwingen. Mit der Hechelmaschine werden die Fasern für das Spinnen parallelisiert und letzte Verunreinigungen ausgekämmt.

  • Warum gibt es auch einige Lieblingsstücke aus Leinen-Mischungen?

    Leinen ist eine Pflanzenfaser mit hervorragenden Eigenschaften. Dazu zählt auch, dass man sie gut mit anderen Textilfasern mischen kann. Dabei entstehen neue Materialien, die die Eigenschaften der verwendeten Fasern vereinen. Es eröffnen sich vielfältige visuelle aber auch haptische Möglichkeiten mit Potenzial.

  • Die Leinen-Lieblingsstücke sehen manchen schnell zerknittert aus, woran liegt das?

    Die geringe Elastizität von Leinen sorgt dafür, dass das Material gern verknittert. Knitterfältchen sind bei den meisten Kleidungsstücken unerwünscht. Für Leinen haben sie aber sogar einen extra Namen bekommen: Edelknitter. Dieser Knitter-Look ist erwünscht und rundet die Optik von Leinenkleidung zusätzlich ab.

  • Was genau ist Bio an der Faser?

    Die Bezeichnung „kontrolliert biologischer Anbau“ (kbA) ist klar geregelt und an festgelegte Anforderungen gekoppelt, zum Beispiel:

    - Verbot zum Einsatz genetisch manipulierter Organismen
    - Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und mineralische Dünger
    - zur Schädlingsbekämpfung werden u.a. natürliche Fressfeinde eingesetzt
    - Anbau in natürlicher Fruchtfolge

    Ziel des ökologischen Landbaus ist es, Umweltschäden gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Nutzung der Natur und deren Schutz befinden sich im Einklang.

  • Wie sieht die Ökobilanz dieser Faser aus?

    Flachs ist ein schnell nachwachsender Rohstoff für dessen Anbau ein kühles und relativ feuchtes Klima erforderlich ist. In der Regel wird keine zusätzliche Bewässerung benötigt. Die Verwendung chemischer Düngemittel und Pestizide ist im Bio-Anbau nicht zulässig. Außerdem erfolgt auch die Gewinnung der Faser ausschließlich mit Hilfe von mechanischen Prozessen. Ebenfalls ausschlaggebend für die gute Ökobilanz von Leinen ist, dass die Faser eine  eine lange Lebensdauer hat und kompostierbar ist. Insgesamt steht Bio-Leinen somit auf Platz 1 der nachhaltigsten Fasern (MADE-BY).

  • Und wieviel Wasser wird im Vergleich zum Baumwollanbau verbraucht?

    Der Flachsanbau erfordert Niederschlagsmengen von > 100 mm. Dadurch ist in der Regel keine zusätzliche Bewässerung notwendig. Bei Baumwolle liegt der Bedarf bei 1.200mm, weswegen ihr Anbau in niederschlagsarmen Gebieten von künstlicher Bewässerung abhängig ist.

  • Was ist die Problematik in der Weiterverarbeitung der Leinenfaser?

    Der Flachsanbau, über die Ernte bis hin zur Verarbeitung der Fasern, ist ein relativ kompliziertes, langwieriges und kostenträchtiges Unterfangen. Viele traditionelle Verarbeitungsschritte wurden beibehalten und nicht modernisiert. Dass der Anteil von Leinen am gesamten Weltfasermarkt bei nur ca. 1% liegt ist eine besondere Herausforderung, da die technischen Voraussetzungen und die Erfahrung im Umgang mit kleineren Mengen fehlen. Zusammenfassend kann man sagen, dass es die geringe Verfügbarkeit und hohen Produktionskosten sind, die Leinen zu einer kostbaren Faser machen.

  • Warum werden nicht alle Leinen-Lieblingsstücke bei hessnatur aus Leinen aus Deutschland gefertigt?

    Der Flachsanbau ist weltweit sehr stark zurückgegangen und hat aktuell nur einen Anteil von 1% am gesamten Weltfasermarkt. In Deutschland wird Flachs nur auf etwa ca. 50ha angebaut, wodurch der in Deutschland produzierte Flachs in Menge und Qualität nicht den Bedarf von hessnatur abdecken kann.

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