Was genau sich in einem Kleidungsstück verbirgt, lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Denn Mode wird leider (noch) ohne Beipackzettel verkauft. Aber zum Glück sehen immer mehr Menschen genauer hin und fragen nach, wo und unter welchen Bedingungen ihre Kleidung produziert wird. Das freut uns sehr und darum könnt ihr auf diesen Bio-Baumwollshirts eine wichtige Information jetzt sogar lesen – weil hier das Kleingedruckte verrät, mit welcher Pflanzenfarbe sie gefärbt wurden.
Seit über 40 Jahren haben wir unsere Prozesse auf die ökologische und sozial faire Produktion von Mode abgestimmt. Und dabei immer wieder neue Ansätze entwickelt, um die Herstellung von Kleidung noch nachhaltiger zu machen. Darum war es für uns ein logischer Schritt, für die aktuelle Frühjahr/Sommer-Kollektion eine Auswahl von Produkten zu entwerfen, die pflanzengefärbt sind: Zwei verschiedene Jerseyshirts aus Bio-Baumwolle sowie Strickjacken und Pullover aus Bio-Merinowolle.
Neue Entwicklung mit langer Tradition
Auch wenn es nahezu in Vergessenheit geraten ist – das Färben mit Pflanzenextrakten ist die ursprünglichste Form farbiger Mode. Denn über 300 Jahre lang gab es kaum Alternativen und weltweit sind mindestens 150 verschiedene Pflanzen bekannt, die sich zum Färben von Textilien eignen. In verschiedenen Rezepturen entstehen daraus Farbstoffe, die durch ihre natürliche Schönheit überzeugen – und neben ihrer guten Hautverträglichkeit auch für die Umwelt von Vorteil sind. Denn sie enthalten keinerlei bedenkliche Chemikalien und sind vollständig biologisch abbaubar. Außerdem schonen sie die Ressourcen, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden.
delphinium
- „Rittersporn“
- bis zu 400 bekannte Sorten
- seit dem Altertum auch als Heilpflanze verwendet
- erzeugt Farbtöne von Himmelblau über Blaugrün bis Grün
rubia tinctorium
- „Färberkrapp“
- Krapp wurde bereits in der Antike verwendet
- auch als Heilpflanze bekannt
- der Farbstoff wird aus der Wurzel gewonnen
- für Farbtöne von Orange bis Rot und Violett
indigofera tinctoria
- „Indigo“
- Färbepflanze mit langer Tradition, mit der wir auch unsere Selvedge-Jeans färben
- Indigo ist wasserunlöslich, daher erfordert die Herstellung des Farbstoffs besonders viel Know-how
Alles andere als einfach
Die Verwendung von Naturfarbstoffen ist eine besondere Herausforderung, denn es steht nur eine eingeschränkte Farbpalette zur Verfügung und die einzelnen Naturfasern nehmen die Farben sehr unterschiedlich an. Generell gilt: Der Färbeprozess selbst ist störanfälliger und langwieriger als die Färbung mit synthetischen Farbstoffen und es braucht intensive Entwicklungsarbeit, bis bei Qualitätsmerkmalen wie Farb-, Reibe- und Waschechtheit zufriedenstellende Ergebnisse erreicht werden.
Die Stoffbahnen aus Bio-Baumwolle werden von einem spanischen Partner gefärbt, der ein Spezialist auf dem Gebiet des Färbens mit Pflanzenfarben ist und sein Handwerk beherrscht. Denn der Vorgang ist sehr kompliziert: Damit die Fasern die Farbpigmente überhaupt aufnehmen können, müssen sie zunächst gebeizt werden. Auch das Beizbad wird bei uns natürlich nicht wie konventionell üblich mit belastenden Stoffen wie Chromsalzen angesetzt, sondern erfüllt unsere ökologischen Richtlinien. Anschließend wird der gebeizte Stoff für eine gleichmäßige Färbung in der erwärmten Färbeflotte sanft bewegt und dann zur Verbesserung der Farbbrillanz in ein Essigbad gegeben.
Das letzte Wort hat die Natur
Obwohl alle Parameter wie z.B. die Temperaturen des Beizbades und die Dauer des Färbevorgangs genau definiert sind, lassen sich leichte Farbunterschiede bei einer späteren Nachproduktion trotzdem nie völlig ausschließen. Denn auch Faktoren wie die Wetter- und Bodenbedingungen und der Erntezeitpunkt können die die Färbekraft der Pflanzenextrakte verändern. Auch wir mussten während des Projektes lernen, dass sich die Farben anders entwickelt haben, als zu Beginn vorgestellt – weil sich die Natur eben nur begrenzt beeinflussen lässt.
Umso mehr freuen wir uns, dass unsere brandneuen, pflanzengefärbten Basics unsere Kollektion um einen ganz neuen Aspekt ergänzen. Und ganz nebenbei davon erzählen, wie wichtig der Blick auf das Kleingedruckte ist – egal ob es um die verwendeten Fasern, die Inhaltsstoffe oder die Arbeitsbedingungen in der Produktion geht.
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