Versetzen wir uns zurück ins Jahr 1911. Nach Pirmasens. In die Glockenstraße 5. Eine mutige Frau erlebt hier einen der aufregendsten Tage ihres Lebens: die Gründung ihres eigenen Unternehmens, die Gründung der Schuhmanufaktur Werner. Gretchen Werner schreibt damit eine Erfolgs- und gleichzeitig lange Familiengeschichte mit vielen Höhen und Tiefen. Noch heute in fünfter Generation in Familienbesitz, sind die Werners seit 10 Jahren auch mit uns fest verbandelt. Denn sie fertigen den Großteil unserer schönen Lederschuhe und passen nicht nur von ihrer Einstellung, sondern auch von ihrem Anspruch, ihrer Flexibilität, Kreativität, ihrem Unternehmergeist und vielem mehr genau zu uns. Heute wollen wir euch die Familie und das Unternehmen in unserer Reihe #PureLove vorstellen und euch einen genauen Blick auf unsere gemeinsamen Anforderungen an wirklich gutes Leder und schöne Schuhe geben.
Über 100 Jahre mutig nach vorne blicken.
Pirmasens ist zu Zeiten der Gründung des Unternehmens DIE Schuhstadt in Deutschland. Gretchen Werner kann hier also alle Kompetenzen leicht bündeln und beschäftigt nach und nach mehr Zuschneider, Stepperinnen, Einscherer und andere Spezialistinnen und Spezialisten. Das Unternehmen erlebt Blütejahre aber auch ganz harte Zeiten. Im 2. Weltkrieg wird die Fabrik gänzlich zerstört, aber gemeinsam meistert man den Wiederaufbau in der Glockenstraße. Durch die steigende Konkurrenz aus Fernost gerät die Schuhindustrie in Pirmasens in den 80er und Anfang der 90er arg ins Schlingern. Viele müssen schließen, aber wieder einmal krempeln die Werners die Ärmel hoch und treffen Entscheidungen: Die Produktion wird in die Slowakei und nach Ungarn verlegt. Der „Laden“ läuft weiter, aber wer nicht seine Nische findet, wird auch das nicht überleben. Familie Werner ist nicht nur gescheit, sondern hat seit jeher einen besonderen Anspruch: Leder ist ein hohes Gut, entsprechend muss es behandelt werden. Die Idee, mit einem Unternehmen in Kontakt zu treten, das ebenfalls nachhaltig denkt, ökologisch produziert sowie den Gedanken von Ethik und Ästhetik vereint, liegt also auf der Hand und Kurt Werner setzt sich mit uns in Verbindung. Mit hessnatur kommt ein verlässlicher Partner ins Haus. Aber auch ein Partner, dessen Maßstäbe an die Produktion von Leder sogar die erfahrenen Schuhhersteller erst mal schlucken lassen, dann aber wieder den Geist des „das schaffen wir“ Oberhand gewinnen lässt.
Florian Werner – die Zukunft des Unternehmens.
Der heutige Geschäftsführer Florian Werner, der Ururenkel von Gretchen, vereint in sich all das, was die Familie über 100 Jahre ausgemacht hat. Schon als Jugendlicher ein Lederfan, verbringt er seine Zeit gerne in der Zuschneiderei. Sein Wunsch, ins Unternehmen einzusteigen, findet die Familie zunächst einmal gar nicht so toll, schließlich sind die Zeiten nicht leicht. Florian lässt sich nicht abbringen und erwirbt das wichtige Wissen bei seinem Studium der Schuhtechnik im heimischen Pirmasens. Als zukünftiger Unternehmer sind aber viele weitere Expertisen gefragt, also macht er noch seinen BWL-Master in Italien und London, arbeitet danach im Vertrieb eines großen Mode-Unternehmens, das auch als Schuhhersteller begann. Gewappnet mit so viel Erfahrung steigt er 2014 ins Familienunternehmen ein, das er heute mit seiner Mutter leitet. Beide stehen ganz klar hinter der Entscheidung, nur noch nachhaltig zu produzieren und sind in der Nische auch erfolgreich.
„Nachhaltige Produktion ist der richtige Weg. Das bestätigt die Entwicklung unseres Unternehmens.“ Florian Werner, Geschäftsführer Werner Schuhe GmbH Pirmasens.
Nachhaltiges Leder – hohe Ansprüche für höchsten Komfort.
Seit 10 Jahren sind wir von hessnatur genauso wie Familie Werner froh über unsere enge Partnerschaft und erfreuen uns zu jeder Kollektion an den schönen Schuhen sowie an dem natürlichen Leder für viele Accessoires – denn auch das kommt von den Werners. Alles entsteht unter unseren Richtlinien und festgelegten Standards, die wir mit unseren Partnern sowie Fachleuten aus Instituten und Wirtschaft permanent weiterentwickeln.
Familie Werner arbeitet mit zwei Gerbereien in Süd- und Mitteldeutschland und fünf Höfen zusammen. Wo genau das Leder aus Deutschland herkommt wissen wir natürlich, sind aber im Gegensatz zu unserer sonstigen Transparenz hier sehr diskret. Für Werners war es eine große Mühe, die entsprechenden Betriebe zu finden und für sich zu gewinnen – daher wahren wir gerne ihr Geheimnis.
Das Leder kommt grundsätzlich von Rohhäuten aus der Fleischgewinnung und hat je nach Leben des Tieres seine Eigenheiten: Es gibt Falten, Narben und sichtbare Insektenstiche. All das sind besondere Naturmerkmale, die jeden Schuh oder jede Handtasche zu einem Unikat machen. Herkömmlich verarbeitete Leder haben eine Deckschicht, die solche Besonderheiten versteckt. Schade eigentlich.
Was verstehen wir genau unter hohen Anforderungen?
Herkunft /Transport:
Unser Leder kommt nur aus der Fleischgewinnung – aus Deutschland.
Es wird schnell und direkt transportiert, dabei dürfen keine Pestizide eingesetzt werden.
Chemisch synthetische Konservierungsmittel kommen nicht zum Einsatz.
Es wird gekühlt oder mit Kochsalz haltbarer gemacht.
Die Produktion findet möglichst ohne Unterbrechungen statt – damit auch da nicht konserviert werden muss.
Vorbehandlung/Gerben:
In der Wasserwerkstatt werden Haare und Fleischreste entfernt.
Wir verzichten bei der Gerbung grundsätzlich auf Chrom, das umwelt- und gesundheitsschädlich ist.
Stattdessen verwenden wir für die Hauptgerbung pflanzliche Gerbstoffe wie Extrakt aus den Schoten des peruanischen Tarabaums, bzw. Früchten der Valonea-Eiche und Mimosa-Rinden.
Die Gerbung erfolgt energie- und ressourcenschonend.
Die Betriebe haben eigene Kläranlagen, Abfälle werden als Biomasse genutzt.
Färben und zurichten:
Krebserzeugende oder allergieauslösende Farbstoffe kommen uns nicht ans Leder.
Keine Beschichtungen auf Basis von
- Polyurethan (PU)
- Polyacrylaten (PA)
- Polyvinylchlorid (PVC)
Wir nutzen nur Hitze und Druck.
Wir wachsen auf Basis natürlicher, nachwachsender Rohstoffe.
Die „Zutaten“:
Schnürsenkel, Zwischenfutter, Innenkappen, Knöpfe und Riemchen, Schuhkartons und und und kommen ebenfalls größtenteils aus Deutschland und dem nahen Europa und unterliegen ebenfalls unseren strengen Anforderungen:
- natürliche Materialien
- wasserbasierte und lösungsmittelreduzierte Klebstoffe
- kein Einsatz von PVC und anderen halogenierten Kunststoffen
- chromfrei und nickelfrei
Wir vertrauen – auch auf unsere Kontrollen.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, mit unseren Partnern wie Familie Werner über lange Zeit zusammenzuarbeiten. Die Zusagen sind damit verlässlich für beide Seiten, die Auftragslage für die Werners klar, die Arbeitsplätze gesichert. Genauso können wir uns auf die Werners verlassen. Alles, was sie uns liefern, ist genau so wie abgesprochen. Natürlich kontrollieren wir das regelmäßig unabhängig – und werden nie enttäuscht.
Unser Ziel ist ein Herstellungsprozess, der für Menschen und Natur keine Nachteile bringt. Wir schließen also vieles aus und überprüfen beständig neue Alternativverfahren, die noch strengere Richtlinien ermöglichen. Denn eins ist leider noch nicht erreicht: Die ökologische Lederherstellung ist noch nicht so weit wie die ökologisch sicherer Textilien. Aber wir gehen den Weg jeden Tag ein Stück weiter. Auch mit unseren Partnern wie Familie Werner. Versprochen.
Wenn wir die Werners nicht hätten...
2.000 bis 3.000 m² feinstes, nachhaltig produziertes Leder kommen jedes Jahr von den Werners. Leder, das von Werner Schuhe nach unseren Kollektions- und Designvorgaben verarbeitet wird. Und das wir außerdem für Accessoires wie Taschen, Gürtel etc. nutzen. Florian Werner hilft uns außerdem besondere Trends zu setzen: Für die Herbst-Winter-Kollektion 2017 haben wir gemeinsam die Farbe „Bottle Green“ entwickelt, ein ganz tiefes Grün, das euch sicher gefällt. Wie das zustande kam und was es dabei an Besonderheiten zu beachten gab, lest ihr in unserem nächsten Beitrag aus der Reihe #PureLove. Freut euch also schon darauf, so wie wir uns auch auf jeden Schuhkarton und jede Idee freuen, die aus Pirmasens zu uns ins hessische Butzbach kommen. Denn mit Familie Werner verbindet uns mehr als nur die Vorliebe für nachhaltige Mode, die natürlich gut aussieht.
Stefanie B. ,
Ich kann mich als große Frau mit permanentem Bekleidungsproblem den vorigen Kommentaren ebenfalls nur anschließen und bin überzeugt, dass bequeme Schuhe ohne großen Absatz oder Plateau in Gr. 42 die erforderlichen Verkaufszahlen erreichen würden. Lassen Sie doch uns Kundinnen über ein Modell abstimmen, arbeiten Sie mehr mit uns zusammen.
hessnatur ,
Liebe Stefanie, wir versuchen natürlich, unsere Kundinnen/Kunden so weit wie möglich in unsere Vorgänge einzubeziehen. Dies geschieht beispielsweise auch über Umfragen, die wir von Zeit zu Zeit durchführen. Dir auf diesem Wege recht herzlichen Dank für deine Rückmeldung zum Thema.
Viele Grüße, dein hessnatur Service Team
Judith ,
Dem obigen Kommentar möchte ich mich anschließen. Auch ich trage Schuhe in der Größe 42 und mokierte diesbezüglich schon mehrfach diese Problematik. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass es Problematiken bei der Abnahme durch dementsprechende Kundschaft geben könnte.
hessnatur ,
Liebe Judith, Vielen Dank für Dein Feedback. Auch Deinen Bedarf werden wir an die entsprechende Stelle weiter geben. Wir haben in der Vergangenheit durchaus auch schon die Schuhgröße 42 für Damen angeboten und mussten leider eine andere Erfahrung machen. Aus diesem Grund bieten wir die Größe nicht mehr an. Viele Grüße, Dein hessnatur Service Team
Elke Engelhaupt ,
Hallo,immer wieder freue ich mich über einen neuen Katalog und die Umsetzung von ökologischem Anspruch und Ästhetik.Leider ärgere ich mich jedesmal,dass Frauen mit einer Schuhgröße 42 wohl nicht existieren!!
hessnatur ,
Hallo Elke, Dein Lob freut uns natürlich sehr, Vielen Dank dafür. Deine Not bei Schuhen in Gr. 42 können wir verstehen. Wir können in den Randgrößen die Mindestabnahmemengen bei Herstellern nicht erfüllen und kleinere Produktionseinheiten würden unverhältnismäßig teuer werden. Deswegen haben wir uns entschlossen Schuhe nur von Gr. 36-41 anzubieten. Deinen Wunsch werden wir jedoch gerne weitergeben. Viele Grüße, Dein hessnatur Service Team