T-Shirt-Produktion in Bangladesch

Heute will ich an meinen Blog-Beitrag über den Besuch bei Grameen Knitwear in Dhaka anschließen. Hier lässt hessnatur seit 2008 ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle mit Designs von Miguel Adrover herstellen.

Grameen Knitwear ist eine Textilproduktionsfirma und gehört zur Grameen Foundation von Dr. Muhammad Yunus, der für seine Verdienste um Mikrokredite 2006 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Im Sinne des sozialen Unternehmertums investiert Grameen Knitwear sämtliche Gewinne wieder in Projekte, die das Ziel haben, Armut zu bekämpfen und den Menschen eine Perspektive zu geben. Ähnlich wie Grameen Knitwear arbeitet zum Beispiel auch Grameen Phone. Die Firma unterhält in Bangladesch und anderen asiatischen Ländern Mobilfunknetze, hier fließen die erzielten Gewinne ebenso wieder in Projekte.

Bei Grameen Knitwear arbeiten rund 2600 Frauen und Männer. Die Arbeits- und Produktionsabläufe lassen sich am besten mit dem Motto „Vom Garn bis zum fertigen Produkt“ beschreiben. Den Anfang macht die Textilproduktion im Erdgeschoss der Fabrik mit den Webereien – hier werden aus den Garnen textile Flächen gestrickt. „Jersey“ ist der Fachbegriff für das, was hier entsteht. Nach dem Färben kommen die Jersey-Stoffe in den ersten Stock zum Zuschneiden und Konfektionieren an die 26 Produktionsstraßen. An einer Produktionsstraße sind bis zu 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern damit beschäftigt, die geschnittenen Flächen zusammenzunähen, mit Etiketten, Knöpfen etc. zu versehen, die Verarbeitung zu kontrollieren und das Produkt zu verpacken.

Die Arbeitsplätze in der Fabrik sind alle sauber und aufgeräumt, jeder hat genügend Platz und vor allen Dingen Licht und Luft zum Arbeiten. In den Straßen von Dhaka habe ich durch Fensterblicke in anderen Textilfabriken ganz andere Bilder gesehen.

Der Mindestlohn für eine Arbeiterin bzw. einen Arbeiter in einer Textilfabrik in Bangladesch liegt bei 1650 Taka im Monat (85 Taka sind – nach aktuellem Wechselkurs – ungefähr ein Euro). Umgerechnet sind das 20 Euro für einen ganzen Monat, die für Miete, Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs reichen müssen.

Das Grundeinkommen bei Grameen fängt bei 3500 Taka an, also knapp das Doppelte des bengalischen Mindestlohns. Für unsere Verhältnisse ist ein solcher Betrag für einen ganzen Monat nicht denkbar – da die Lebensverhältnisse in Bangladesch aber völlig andere sind, ist ein Einkommen von umgerechnet knapp 40 Euro schon mal ein ganz anderer Maßstab. Sprich: 40 Euro reichen einem Menschen in Dhaka, um davon einen Monat lang leben zu können. Alam, einer der Produktionsmanager, der Steffi und mich bei dem Besuch begleitet, erzählt mir, dass das Grundeinkommen regelmäßig aufgestockt wird. Nach einem halben Jahr bei Grameen Knitwear erhalten die Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung, dann wieder eine usw.

Als Grameen Knitwear gegründet wurde, hat das Unternehmen spezielle Textilien aus Funktionswäsche entwickelt, beispielsweise Laufbekleidung. hessnatur ist der erste Partner, der hier T-Shirts aus Bio-Baumwolle produzieren lässt, was für die Mitarbeiter von Grameen Knitwear als auch für meine Kollegen bei hessnatur ein spannender Lernprozess ist.

Derzeit arbeiten wir bereits am neuen T-Shirt für die Herbst/Winter-Kollektion 2009. Grameen Knitwear bereitet gerade Druckmuster für uns vor – ich bin gespannt!

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